Malerisch liegt es plötzlich da als wir eine Ampel kreuzen,
der innere Kern von Marienbad (tschechisch Mariánské Lázně).
Als wäre man in eine Zeitmaschine gestiegen und nicht in ein Auto und irgendwo
um 1800 wieder rausgekommen. In einer Zeit als Goethe sich hier unglücklich ins
Fräulein Ulrike verliebte oder Frederic Chopin aus Standesgründen vergeblich um
die Hand seiner Marie anhielt.
Die Kolonaden und der singende Brunnen
Die Atmosphäre wirkt wegen der zahlreichen
Jugendstilfassaden und alten Gebäude fast aristokratisch und wandelt man dann
durch die gusseiserne Kolonade aus dem Jahr 1869 nahe dem singenden Brunnen ist
es wirklich schwer sich nicht in den Ort zu verlieben. Vor allem, wenn man noch
eine frische und warme Oblate in der Hand hält 🙂
Der singende Brunnen ist übrigens schon bei Tag ein sehr schönes Spektakel
(jede ungerade Stunde tanzt das Wasser zu Musik), aber Nachts, wenn er dann
auch noch malerisch beleuchtet wird, dann ist er schon fast kitschig
romantisch. Aber hey, ich mag das.
Heilquellen für geschmacklich Mutige
Der alte böhmische Kurort in Tschechien ist so etwas wie die
kleine sehr hübsche Schwester von Karlsbad für mich. Und glaubt mir wegen dem „ekelhaften
Heilwasser“ wie es Mark Twain einmal sagte sind wir zwar nicht hier
hergekommen, aber schaden kann ein Schluck aus einer der 40 Heilquellen, die
hier angesiedelt sind, ja auch nicht. Ob aus der Kreuzquelle (wirklich igitt,
uns hat es geschüttelt) oder der Ferdinandquelle (geht so, aber lecker ist auch
anders).
Jede Quelle hat eine eigene Mineralien-Zusammenstellung,
manche enthalten zusätzlich viel Kohlensäure. Wie alles genau zusammengesetzt
ist kann man an den Kolonaden auf großen Tafeln finden. Zum Beispiel gegen Verspannungen,
Atemwegserkrankungen oder Bewegungsschmerzen sollen die Heilquellen helfen und tatsächlich
sieht man hier den ein oder andern mit einer Schnabeltasse durch Marienbad
schlendern, denn die sollen besonders gut für das langsame Einnehmen des Wasser
geeignet sein. Zugegeben, ich hab mich mit einem Becherchen begnügt, dass ich
den Urlaub über immer wieder in die Handtasche steckte. Und weil ja Einbildung
auch eine Bildung ist, dachte ich mir am Tag drei, wie wundersam besser doch
meine Allergie geworden war.
Sehenswertes auf Marienbads Anhöhen
Marienbad liegt im bergigen Schutzgebiet Kaiserwald und
alles rund herum ist grün und leuchtet in den schönsten Farben jetzt im
Frühling, um das etwas besser sehen zu können, machten wir uns auf mit der
Seilbahn von Koliba nach Krakonoš den Berg hochzufahren (Hoch und runter würde übrigens 130 Kronen
kosten, in etwa 5,50 Euro). Dort trafen wir auf ein weiteres Schmuckstück aus
ganz anderer Zeit, dem Hotel „Rübezahl“. Lange war dieses dem Verfall
überlassen, wurde dann aber unglaublich liebevoll restauriert und ist daher auf
jeden Fall einen Besuch zum Essen oder zu Kaffee und Kuchen wert, wenn man sich sonst nicht
die mondänen Hotelpreise für eine Übernachtung hier leisten möchte. Ich war
jedenfalls der Meinung, schon lange nicht mehr so einen guten Apfelstrudel
gegessen zu haben, aber vielleicht ist mir ja auch nur eine der Heilquellen zu
Kopf gestiegen *lach*
Bergab sind wir hier gelaufen, um noch die Burgruine und den
wunderbaren Blick auf ihrem Turm zu genießen und praktischerweise kommt man am
Fuße des Panoramawegs auch direkt bei dem von uns gewählten
Hotel Sant Georg Garni
heraus. Ein schmuckes, unaufgeregtes Hotel mit wunderbar freundlichem Personal
und einem schönen Garten hinter dem Haus, den wir zeitbedingt gar nicht genug
würdigen konnten.
Auch ein zweites Mal sind wir noch etwas höher hinauf
gestiegen um eine ganz besondere Sehenswürdigkeit zu besuchen, die orthodoxe
Kirche des heiligen Vladimir. Denn in ihr befindet sich eine beeindruckende Ikonostase,
die für die Weltausstellung in Paris 1889 entworfen
wurde. Leider dürfen von ihr keine Bilder gemacht werden, aber seid ihr einmal
dort, seht sie euch unbedingt an!
Und weil wir ja immer nur ans Essen denken
Probiert die leckeren Marienbader Oblaten, frisch auf die
Hand oder nehmt euch ein Pakerl mit nach Hause. Denn ich bin fast sicher, dass
zaubert auch euch ein Lächeln auf die Lippen.
Die Familie ist hier übrigens etwas gespalten in Team Haselnuss und Team
Schokolade. Was ich persönlich sehr interessant fand, war die Medovnik
Honigtorte. Ein wohl überwiegen mit Honig gesüßter Kuchen, der fein zum
Nachmittagskäffchen schmeckte. Generell scheint man hier gern mal eine
Kaffeepause einzulegen, aber vornehmlich mit Apfelstrudel oder –kuchen, denn
das wird als Kombigedeck eigentlich fast überall angeboten.
Wer gerne günstig, lecker und vorallem böhmisch essen
möchte, dem empfehle ich das Česká hospůdka (Klíčová 179,353 01 Mariánské Lázně). Man
kann in einem urgemütlichen Holzkonstrukt draußen sitzen, genießen und seine Eindrücke
Revue passieren lassen.
Ich hoffe sehr ihr habt den kleinen Ausflug heute ein wenig genossen, weiter geht es im nächsten Post mit der zugegeben unspektakulären Reisegarderobe. Im Nachhinein hätte ich dem Ort gebührend wohl doch etwas mehr mondäneres einpacken sollen 😉